[ Pobierz całość w formacie PDF ]

duckte sich ein wenig. Ihr Blick irrte hilfesuchend über die Ru-
inenlandschaft, aber von den beiden Sumpfmännern war keine
Spur zu sehen. »Er wird bei ihr sein«, sagte sie hastig. »Ich bin mir
nicht sicher, aber er ist noch immer Satai. Sie wird nicht auf einen
Mann wie ihn verzichten, nur weil du ihn besiegt hast.«
»Und wo ist diese tote Stadt?«
»Ich weiß es nicht, Skar. Irgendwo vor uns. Ich war niemals
dort, und sie hat niemals darüber gesprochen. Doch das wenige,
das ich aufschnappen konnte, wird reichen, sie zu finden. Die bei-
den El-tra sind die besten Fährtensucher, die du auftreiben
67
kannst. Wir folgen ihrer Spur schon von der ersten Minute an,
ohne daß du es gemerkt hättest.«
Skar spannte sich, aber diesmal blieb Gowenna unbeeindruckt.
»Du kannst mich totschlagen, wenn du willst«, sagte sie. »Aber
das ist alles, was ich weiß. Weiter im Süden gibt es Städte, die nicht
so zerstört sind wie diese. Sie ist dort, in einem Ort jenseits der
Hellgor.«
»Hellgor?« fragte Skar.
»Eine Schlucht«, erklärte Gowenna. »Ein Riß, der quer durch
Tuan geht, so tief wie ein Abgrund und eine Meile breit, wenn die
Legenden nicht lügen. Aber es gibt einen Weg hinüber. Sie wird
dort auf uns warten, Skar. Sie oder ihre Männer. Das ist alles, was
ich weiß.«
»Alles!« schnaubte Skar. »Du verlangst nicht wirklich, daß ich
dir glaube?«
»Natürlich nicht«, antwortete Gowenna. »Aber ich habe dir er-
zählt, was ich weiß.«
»Nicht ganz. Bisher kenne ich nur die halbe Geschichte.«
»Kannst du dir den Rest nicht selbst zusammenreimen?« fragte
Gowenna. »Sie braucht den Stein, um wieder in den Orden aufge-
nommen zu werden. Nicht aus Machtgier oder Haß, wie du
glaubst.«
Skar schnaubte wütend. »Du sprichst sehr ehrfürchtig von ei-
nem Menschen, dem du den Tod geschworen hast.«
Gowenna schwieg eine Weile. In ihrem Gesicht zuckte es, aber
es war nicht allein die Reaktion auf den Schmerz, den er ihr zuge-
fügt hatte. »Ich habe geschworen, sie zu töten«, sagte sie. »Das
stimmt. Und ich werde es tun. Aber aus Gründen, die du nie be-
greifen würdest.«
»Versuche sie mir zu erklären.«
»Nein. Was du miterlebt hast, war nicht alles, Satai. Aber meine
Gründe gehen dich nichts an. Rache! Ausgerechnet du, ein Satai,
sprichst von Rache! Bei allen Göttern, Skar, hat dir das, was du
selbst erlebt hast, nicht die Augen geöffnet? Wäre es ihr um Rache
gegangen, wäre all dies nicht nötig gewesen. Sie hat einen Staub-
68
drachen gezähmt, Skar. Dieses Tier allein hätte gereicht, Elay zu
schleifen. Sie braucht den Stein der Macht nicht, um sich zu rä-
chen.«
»Und wozu sonst?«
Gowenna machte eine wütende Bewegung. »Aus dem Grund,
den sie dir nannte, Skar. Um aus dieser Welt wieder eine Welt zu
machen, in der es sich lohnt zu leben. Sie wollte den Stein einzig,
um ihn der Ehrwürdigen Mutter als Geschenk zu Füßen zu legen.
Um den Errish die Macht zu geben, die sie brauchen, um ihr Werk
zu vollenden.«
»Geschwafel!« grollte Skar. »Nichts als leeres Gerede! Von
welcher Macht sprichst du? Von der Macht, die Welt in Flammen
zu setzen, so wie es die Herren Combats taten?«
»Enwor stirbt«, sagte Gowenna, als hätte sie seine Worte gar
nicht gehört. »Diese Welt stirbt einen langsamen, qualvollen Tod,
und die Errish sind die einzigen, die versuchen, sie zu retten. Aber
sie können es nicht. Sie sind zu wenige, und ihr Wissen reicht
nicht aus. Sie kämpfen seit Jahrtausenden gegen eine Welt voller
Barbarei und Ungeheuer, aber es ist ein Kampf, den sie nicht ge-
winnen können.«
»Und mit dem Stein der Macht können sie es?« fragte Skar höh-
nisch.
»Vielleicht«, antwortete Gowenna. »Niemand weiß, was dieser
Stein wirklich ist, Skar. Vielleicht ist er nicht mehr als ein Stück
buntes Glas, vielleicht der Schlüssel zum Paradies.«
Skar starrte Gowenna durchdringend an. In seinem Gesicht ar-
beitete es. Aber seine Stimme klang ruhig, als er antwortete: »Und
um dieses Vielleicht willen mußten Gerrion und Nol und Beral
und El-tra sterben«, sagte er. »Und vielleicht auch Del und ich
und du, alle, die hier sind.«
»Vielleicht noch mehr«, nickte Gowenna. »Welche Rolle spie-
len ein oder auch hundert Menschenleben, wenn es um die Zu-
kunft einer Welt geht, Skar?«
Skar fühlte, wie seine Wut von einem Gefühl der Hilflosigkeit
abgelöst wurde. Es war nicht das erste Mal, daß er Worte wie
69
diese hörte, und es war nicht das erste Mal, daß er keine Antwort
darauf fand.
»Ich werde nicht schlau aus dir, Gowenna«, murmelte er. »Du
bist besessen von dem Gedanken, Vela zu töten, aber wenn man
dich reden hört, könnte man glauben, ihr gegenüberzustehen.« Er
brach ab, senkte den Blick und starrte sekundenlang wortlos auf
das schimmernde Glas zu seinen Füßen. Gibt es noch etwas, das
du mir verschwiegen hast?« fragte er.
»Nein. Nur etwas, das du schon lange weißt, aber vielleicht erst
jetzt begriffen hast.«
Skar sah auf. Die Unsicherheit war aus Gowennas Stimme ge-
wichen und hatte wieder der alten Überheblichkeit Platz gemacht.
Er hatte sie mit seinem Angriff überrascht, aber dieser Zustand
hätte nicht lange angehalten. Für einen Moment hatte er sie in
eine Ecke gedrängt, aber eine zweite Chance würde sie ihm nicht
geben.
»Was wäre das?«
»Daß du mich begleiten wirst«, sagte Gowenna kühl. »Daß du
bei mir bleiben wirst, bis wir sie gefunden haben. Du hast recht -
ich hätte dir sagen können, wo wir Vela finden, und es hätte nichts
geändert. Du suchst Del, und wo Del ist, ist auch Vela. Wir kom-
men entweder gemeinsam zum Ziel oder gar nicht.«
»Vielleicht«, gestand Skar. »Aber das bedeutet nicht, daß ich dir
helfen werde. Ein Begleiter muß nicht unbedingt ein Verbündeter
sein.«
Gowenna machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es
reicht, wenn du da bist, Skar.«
Skar setzte zu einer wütenden Entgegnung an, beließ es aber
dann bei einem ärgerlichen Achselzucken. Er hätte es besser wis-
sen müssen. Er kannte Gowenna lange genug, um erkennen zu
können, daß er nicht der Mann war, es mit ihr aufzunehmen. Sie
hatte zu viel von Vela gelernt. Für einen kurzen Moment hatte er
ihre Deckung durchbrochen, aber die Mauer war wieder da, und
sie erschien ihm rätselhafter als zuvor.
»Warum?« fragte er, aber diesmal tat er es in verändertem, fast
70
resignierendem Tonfall. »Warum das alles? Seit wir zusammen
sind, hast du mich belogen, und dort, wo du nicht gelogen hast,
hast du mir Dinge verschwiegen und mich mit Halbwahrheiten
abgespeist. Es ist nicht das erste Mal, daß wir dieses Gespräch füh-
ren, und -«
»Und es wird nicht das letzte Mal sein«, unterbrach ihn Go-
wenna, »wenn du weiter versuchst, mit dem Kopf durch die Wand
zu brechen, statt mir zu vertrauen. Ich bin nicht dein Feind, Skar.
Ich bin es nie gewesen und bin es auch jetzt nicht.«
Skar schürzte wütend die Lippen. »Was bist du dann?« fragte
er. Aber der beißende Spott, den er in seine Stimme legte, verfehlte
seine Wirkung.
»Muß ich dich wirklich daran erinnern, daß du mir dein Leben
verdankst, Skar?« fragte Gowenna ruhig. »Und nicht nur einmal.
Vela gab mir den Auftrag, dich zu töten, vergiß das nicht.«
»Ich weiß«, knurrte Skar übellaunig. Er war in Gowennas
Schuld, und es wäre nicht nötig gewesen, daß sie ihn daran erin-
nerte. Trotz allem war er noch immer ein Mann, ein Mann in einer
Welt dazu, in der ihm die Beschützerrolle zugeschrieben war. Ihre
Worte weckten Schuldgefühle in ihm, und in der Folge Zorn.
»Aber wenn du daraus irgendwelche Ansprüche ableitest«, fuhr er
gereizt fort, »wenn du glaubst, das Recht auf irgendwelche Forde-
rungen zu haben, dann stell sie endlich. Aber hör auf, mich wie ei-
nen dummen Jungen zu behandeln. Keiner von uns weiß, ob er
den morgigen Tag erlebt. Ich will aber wenigstens wissen, warum
ich sterbe.«
Seine Worte erzeugten eine andere Wirkung, als er erwartet
hatte. Ein rascher Schatten von Schmerz, aber auch von etwas an-
derem, von etwas, das er nicht beschreiben, nicht greifen konnte,
huschte über Gowennas Züge. Es dauerte einen Moment, bis Skar
begriff, daß es keine Reaktion auf seine Worte war, zumindest
keine direkte, auf ihn bezogene Reaktion, sondern daß er irgend
etwas in ihr berührt hatte, etwas, das er niemals begreifen würde.
Gowenna war noch immer eine Fremde für ihn, und sie würde es [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • littlewoman.keep.pl